Deutschlands Beruf, Emmanuel Geibel, 1861
Soll's denn ewig von Gewittern
Am umwölkten Himmel braun?
Soll denn stets der Boden zittern,
Drauf wir unsre Hütten baun?
Oder wollt ihr mit den Waffen
Endlich Rast und Frieden schaffen?
Daß die Welt nicht mehr, in Sorgen
Um ihr leichterschüttert Glück,
Täglich bebe vor dem Morgen,
Gebt
ihr ihren Kern zurück!
Macht Europas Herz gesunden,
Und das Heil ist euch gefunden.
Einen
Hort geht aufzurichten,
Einen Hort im deutschen Land!
Sucht zum Lenken und zum Schlichten
Eine
schwerterprobte Hand,
Die den güldnen Apfel halte
Und des Reichs in Treuen walte.
Sein gefürstet Banner trage
Jeder Stamm, wie er's erkor,
Aber über alle rage Stolzentfaltet eins empor,
Hoch, im Schmuck der Eichenreiser,
Wall' es vor dem deutschen Kaiser.
Wenn
die heil'ge Krone wieder
Eine hohe Scheitel schmückt,
Aus dem Haupt durch alle Glieder Stark
ein ein'ger Wille zückt,
Wird im Völkerrat vor allen
Deutscher Spruch aufs neu' erschallen.
Dann nicht mehr zum Weltgesetze
Wird
die Laun' am Seinestrom,
Dann vergeblich seine Netze
Wirft der Fischer aus in Rom,
Länger nicht mit seinen Horden
Schreckt uns der Koloß im Norden.
Macht
und Freiheit, Recht und Sitte,
Klarer Geist und scharfer Hieb,
Zügeln
dann aus starker Mitte
Jeder Selbstsucht wilden Trieb,
Und es mag am deutschen Wesen
Einmal noch die Welt genesen.
Euer ERFRIBENDER
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