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Professor will Öko-Stasi – Bürger sollen Nachbarn fragen: „Wer gibt dir das Recht, einen SUV zu fahren?“
24. Juli 2019 Aktualisiert: 24. Juli 2019 11:38
Ein deutscher Ökonom verlangt von den Bundesbürgern ihre Nachbarn zur Rede zu stellen. "Warum musst du eine Flugreise in den Skiurlaub tätigen?"
Der Volkswirt Niko Paech fordert die deutschen Bürger auf aktiv ihre Nachbarn wegen Klimasünden ins Verhör zu nehmen. Paech lehrt an der Universität Siegen und ist außerdem als Referent der „Tele-Akademie“ des SWR tätig.
Der Ökonom verlangt im Gespräch mit dem Deutschlandfunk: die Deutschen sollen ihre Nachbarn fragen, warum sie beispielsweise eine Kreuzfahrt buchen. Oder: „Wer gibt dir das Recht, einen SUV zu fahren? Warum musst du eine Flugreise in den Skiurlaub auch noch tätigen?“
Laut „Bild-Zeitung“ meint der Professor:
Wir brauchen wieder im zwischenmenschlichen Bereich ein Regulativ!“
Was soviel heißt, wie die Bürger sollen ihre Nachbarn zur Rede stellen und damit zum Umdenken bewegen. Der Deutschlandfunk fand die Idee des Öko-Mannes gut und bewarb diese beim Leser als „Tipp“.
Unterdessen finden Experten und Politiker Paechs Vorschlag beunruhigend und kritisieren den Deutschlandfunk für die unkritische Berichterstattung über die Idee des Professors.
„Was kommt als nächstes, die Öko-Stasi?“
FDP-Verkehrspolitiker Oliver Luksic sieht die derzeitige „hysterischen Klima-Debatte“ kritisch. Im Gespräch mit der „Bild“ fordert er „Maß und Mitte“, wenn man die Bürger für den Umweltschutz gewinnen wolle. Luksic kritisiert Paechs Verhör-Forderung und fragt: „Was kommt als nächstes, die Öko-Stasi?“
Auch der ehemalige Direktor der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen Hubertus Knabe warnt vor Paechs Idee. Knabe sagt der „Bild“, dass die Aufforderung, seine Nachbarn zur Rede zu stellen, „an totalitäre Staaten“ erinnere, „in denen man dazu angehalten wurde, seine Mitbürger zu agitieren.“
Der nächste Schritt sei dann Nachbarn öffentlich an den Pranger zu stellen oder bei der Öko-Polizei zu denunzieren. Der DDR-Experte findet diese Vorstellung beunruhigend.
Deutschlandfunk weist Kritik von sich
Knabe kritisiert auch den Deutschlandfunk: „Was hier als ,Tipp‘ verkauft wird, ist in Wahrheit Indoktrination.“ Die verantwortlichen Journalisten würden sich mit solchen Berichten auch selber schaden, so Knabe, denn bald würde niemand mehr einsehen, für solch eine Berichterstattung auch noch Gebühren zu bezahlen.
Der Deutschlandfunk sieht unterdessen kein Problem in der Berichterstattung. Seitens des Senders heißt es: „Weder haben wir einen ,Tipp‘ gegeben, noch haben wir uns seine Sicht zu eigen gemacht.“
Das Medium würde „zu den relevanten Themen stets ein vielfältiges Spektrum“ bieten, was auch konträre Meinungen umfassen würde – die dann in die Debatte in die sozialen Medien eingebracht werden könnten.
Der Ökonom und Wachstumskritiker Niko Paech fordert radikale Maßnahmen, um #Klimaschutz und Nachhaltigkeit voranzubringen: weniger Industrie, eine 20- bis 30-Stunden-Woche - und konfliktträchtige Gespräche mit Nachbarn. #Klimawandel deutschlandfunk.de/klimaschutz-oe…
Unterdessen betont Paech im Gespräch mit der „Bild“, eine autoritäre Politik „grundsätzlich“ abzulehnen. Er sehe es vielmehr als „aufgeklärten Bürgersinn“, wenn Menschen durch „vorgelebte Beispiele für ein ökologisch anständiges Leben diejenigen bloßstellen, die durch ihre Rücksichtslosigkeit das Überleben der Zivilisation gefährden“.
Die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie und Ex-Grünen-Politikerin, Simone Peter, findet Paechs Verhör-Vorschlag, „kindisch“. Peter verlangt ein Umdenken in der Politik. Sie sagt, dass die Politik „den Einstieg in eine moderne, CO2-freie Industrie organisieren“ müsse. (so)