Anthony Fauci
und das Chaos der Pandemie
AUSLANDUS-CORONA-EXPERTE
Tausende
E-Mails veröffentlicht – Anthony Fauci und das Chaos der Pandemie
Stand:
03.06.2021 | Lesedauer: 3 Minuten
Anthony
Fauci ist in den USA durch die Corona-Pandemie zu einer kontroversen Figur
geworden – das hat offenbar auch bei ihm Spuren hinterlassen
Quelle:
AP/Stefani Reynolds
Der
US-Infektiologe Anthony Fauci polarisierte in der Pandemie mit seinen Appellen
zur Vorsicht. Nun wurden Tausende seiner E-Mails aus der Pandemie-Zeit für die
Öffentlichkeit freigegeben - Fans und Feinde sind gleichermaßen fasziniert.
Der
US-Infektiologe Anthony Fauci ist während der Corona-Pandemie zu
einer zutiefst polarisierenden Person geworden:
Die einen schätzen ihn für seine wissenschaftliche Expertise. Die anderen
verachten ihn wegen der Mahnungen vor der Gefährlichkeit des Virus, die er
regelmäßig verkündet. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump vereinigte gleich
beide Gefühle, schwärmte zu Beginn der Pandemie von seinem Berater, um später vernichtend
über ihn zu urteilen.
Auch für Fauci persönlich war das
vergangene Jahr eine turbulente Zeit. Darauf deuten zumindest die mehr als 3200 Seiten an E-Mails hin, die nun im Internet abrufbar sind und
zuvor exklusiv der „Washington Post“ und „BuzzFeed“ vorlagen.
Die Redaktionen sind über den
US-amerikanischen „Freedom of Information Act“ an die Korrespondenzen gekommen.
In dem Gesetz aus dem Jahr 1967 ist festgelegt, dass jeder US-Bürger Zugang zu
Dokumenten staatlicher Behörden verlangen darf.
In den E-Mails wird deutlich, wie
chaotisch besonders die ersten Monate mit dem Virus waren.
„Es ist viel Desinformation im Umlauf“, schrieb der Wissenschaftler an eine Frau, die ihn um virologischen Rat gebeten hatte. Die Mails wurden vor der Veröffentlichung bearbeitet: Adressen und private Daten Unbeteiligter wurden unkenntlich gemacht. Viel von dem, was Fauci über die Trump-Regierung schrieb, ist ebenfalls zum Teil geschwärzt – laut „BuzzFeed“ noch von der Trump-Regierung selbst. In den kommenden Monaten sollen laut US-Medien weitere E-Mails veröffentlicht werden.
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Gegen die Trump-Administration wollte Fauci sich offenbar aber
nicht aus dem Fenster lehnen. Bei harscher Kritik von Medizinern am damaligen
Präsidenten antwortete er mit einem kurzen „Vielen Dank“. Auf die Andeutung,
Fauci sei von Vizepräsident Mike Pence angehalten worden, bestimmte
Informationen über das Virus nicht zu veröffentlichen, antwortete der
Wissenschaftler: „Ich habe tatsächlich keinen Maulkorb vom Vizepräsidenten
verpasst bekommen.“
Kontakte auch zu Gates und Zuckerberg
Unter Faucis Kontakten sind auch bekannte Persönlichkeiten wie Facebook-Chef Mark Zuckerberg, mit dem er sich über eine Informationszentrale zum Coronavirus austauschte, oder Microsoft-Gründer Bill Gates. Im Internet entbrannte umgehend eine Debatte über die Veröffentlichung. Aktivisten, Journalisten, aber auch normale US-Bürger analysieren den nun freigegebenen Schriftverkehr, etwa im Hinblick auf die derzeit viel diskutierte Labor-These - sprich, ob das Coronavirus womöglich bei Experimenten entstanden ist.
So bekam Fauci zu Beginn der Pandemie eine E-Mail mit Hinweisen über kleine Anzeichen „möglicherweise künstlicher“ Virusteile, die Folgeuntersuchungen aber nicht standhielten.
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Zeitungen wie der „Guardian“ heben hingegen eher auf die
persönliche Note der E-Mails ab. Ganz geheuer scheint dem 80-jährigen Fauci der
Trubel um seine Person von Anfang an nicht gewesen zu sein – in einer E-Mail
vom 18. Februar 2020, bevor offiziell eine Pandemie deklariert worden war,
schreibt er, er habe seine Frau in den vergangenen zehn Tagen lediglich 45
Minuten lang gesehen.
„Ein paar verrückte Menschen“
Auch um Drohungen geht es in den
Schreiben – als ein chinesischer Gesundheitsexperte sich angesichts von
Hassposts, in denen Fauci unter anderem vorgeworfen wurde, er sei schuld am
wirtschaftlichen Einbruch in den USA, nach dessen Wohlbefinden erkundete,
beschwichtigte der Infektiologe den Absender: „Danke für Ihre freundlichen
Worte. Es ist alles gut, trotz ein paar verrückter Menschen auf dieser Welt.“
IMPFGEGNER IN DEN USA
Fauci
wundert sich in den Korrespondenzen auch über den Kultstatus, der ihm durch
seine breite Präsenz angetragen wurde. Nachdem ein Kollege ihm einen Artikel
geschickt hatte, der mit „Fauci-Socken, Fauci-Donuts, Fauci-Fan-Kunst“ überschrieben
war, fiel dem Betroffenen dazu nur ein: „Wirklich surreal. Ich hoffe, das hört
bald alles wieder auf … Das ist überhaupt nicht angenehm, so viel ist sicher.“
Euer ERFRIBENDER
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