Freitag, 4. Juni 2021

Anthony Fauci und das Chaos der Pandemie

 Anthony Fauci 

und das Chaos der Pandemie




AUSLANDUS-CORONA-EXPERTE

Tausende E-Mails veröffentlicht – Anthony Fauci und das Chaos der Pandemie

Stand: 03.06.2021 | Lesedauer: 3 Minuten

 

Anthony Fauci ist in den USA durch die Corona-Pandemie zu einer kontroversen Figur geworden – das hat offenbar auch bei ihm Spuren hinterlassen

Quelle: AP/Stefani Reynolds

Der US-Infektiologe Anthony Fauci polarisierte in der Pandemie mit seinen Appellen zur Vorsicht. Nun wurden Tausende seiner E-Mails aus der Pandemie-Zeit für die Öffentlichkeit freigegeben - Fans und Feinde sind gleichermaßen fasziniert.


Der US-Infektiologe Anthony Fauci ist während der Corona-Pandemie zu einer zutiefst polarisierenden Person geworden: Die einen schätzen ihn für seine wissenschaftliche Expertise. Die anderen verachten ihn wegen der Mahnungen vor der Gefährlichkeit des Virus, die er regelmäßig verkündet. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump vereinigte gleich beide Gefühle, schwärmte zu Beginn der Pandemie von seinem Berater, um später vernichtend über ihn zu urteilen.

Auch für Fauci persönlich war das vergangene Jahr eine turbulente Zeit. Darauf deuten zumindest die mehr als 3200 Seiten an E-Mails hin, die nun im Internet abrufbar sind und zuvor exklusiv der „Washington Post“ und „BuzzFeed“ vorlagen.

Die Redaktionen sind über den US-amerikanischen „Freedom of Information Act“ an die Korrespondenzen gekommen. In dem Gesetz aus dem Jahr 1967 ist festgelegt, dass jeder US-Bürger Zugang zu Dokumenten staatlicher Behörden verlangen darf.

In den E-Mails wird deutlich, wie chaotisch besonders die ersten Monate mit dem Virus waren.

„Es ist viel Desinformation im Umlauf“, schrieb der Wissenschaftler an eine Frau, die ihn um virologischen Rat gebeten hatte. Die Mails wurden vor der Veröffentlichung bearbeitet: Adressen und private Daten Unbeteiligter wurden unkenntlich gemacht. Viel von dem, was Fauci über die Trump-Regierung schrieb, ist ebenfalls zum Teil geschwärzt – laut „BuzzFeed“ noch von der Trump-Regierung selbst. In den kommenden Monaten sollen laut US-Medien weitere E-Mails veröffentlicht werden.

 

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Gegen die Trump-Administration wollte Fauci sich offenbar aber nicht aus dem Fenster lehnen. Bei harscher Kritik von Medizinern am damaligen Präsidenten antwortete er mit einem kurzen „Vielen Dank“. Auf die Andeutung, Fauci sei von Vizepräsident Mike Pence angehalten worden, bestimmte Informationen über das Virus nicht zu veröffentlichen, antwortete der Wissenschaftler: „Ich habe tatsächlich keinen Maulkorb vom Vizepräsidenten verpasst bekommen.“

Kontakte auch zu Gates und Zuckerberg

Unter Faucis Kontakten sind auch bekannte Persönlichkeiten wie Facebook-Chef Mark Zuckerberg, mit dem er sich über eine Informationszentrale zum Coronavirus austauschte, oder Microsoft-Gründer Bill Gates. Im Internet entbrannte umgehend eine Debatte über die Veröffentlichung. Aktivisten, Journalisten, aber auch normale US-Bürger analysieren den nun freigegebenen Schriftverkehr, etwa im Hinblick auf die derzeit viel diskutierte Labor-These - sprich, ob das Coronavirus womöglich bei Experimenten entstanden ist.

 

So bekam Fauci zu Beginn der Pandemie eine E-Mail mit Hinweisen über kleine Anzeichen „möglicherweise künstlicher“ Virusteile, die Folgeuntersuchungen aber nicht standhielten.

 

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Zeitungen wie der „Guardian“ heben hingegen eher auf die persönliche Note der E-Mails ab. Ganz geheuer scheint dem 80-jährigen Fauci der Trubel um seine Person von Anfang an nicht gewesen zu sein – in einer E-Mail vom 18. Februar 2020, bevor offiziell eine Pandemie deklariert worden war, schreibt er, er habe seine Frau in den vergangenen zehn Tagen lediglich 45 Minuten lang gesehen.

„Ein paar verrückte Menschen“

Auch um Drohungen geht es in den Schreiben – als ein chinesischer Gesundheitsexperte sich angesichts von Hassposts, in denen Fauci unter anderem vorgeworfen wurde, er sei schuld am wirtschaftlichen Einbruch in den USA, nach dessen Wohlbefinden erkundete, beschwichtigte der Infektiologe den Absender: „Danke für Ihre freundlichen Worte. Es ist alles gut, trotz ein paar verrückter Menschen auf dieser Welt.“


 

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Fauci wundert sich in den Korrespondenzen auch über den Kultstatus, der ihm durch seine breite Präsenz angetragen wurde. Nachdem ein Kollege ihm einen Artikel geschickt hatte, der mit „Fauci-Socken, Fauci-Donuts, Fauci-Fan-Kunst“ überschrieben war, fiel dem Betroffenen dazu nur ein: „Wirklich surreal. Ich hoffe, das hört bald alles wieder auf … Das ist überhaupt nicht angenehm, so viel ist sicher.“

                                  Euer ERFRIBENDER


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