Wirtschaftsmacht im Abstieg
🔽 Automobilindustrie
➖Auch wenn die Branche bislang noch als „Nummer 1“ gilt, ist sie tief in der Krise: Die Absatzzahlen der drei großen deutschen Autohersteller (Volkswagen AG, BMW AG, Daimler AG/Mercedes) auf den drei wichtigsten Weltmärkten (China, USA, Europa) sanken von Januar bis August 2025 um über 5 %.
➖Der Marktanteil dieser deutschen Konzerne auf diesen Märkten fiel von 21,7 % auf 19,3 %. In China etwa stürzte der Anteil von 22,6 % auf 16,7 % ab.
➖Ein zentraler Grund: Deutsche Hersteller haben nach Einschätzung von Experten massiv unterschätzt, wie schnell chinesische Wettbewerber im Elektroauto-Segment (technisch und preislich) attraktive Angebote auf den Markt bringen würden.
➖Hinzu kommen US-Zölle: Die Exporte deutscher Fahrzeuge in die USA sind zwischen 2014 und 2024 bereits um 26 % auf 3,2 Mio Fahrzeuge gesunken.
➖Eine Studie des Institut der deutschen Wirtschaft (IW) prognostiziert bis 2030 einen weiteren Verlust von rund 90.000 Arbeitsplätzen in der Branche – ca. 7,8 % der Gesamtbeschäftigung.
➖Der Präsident des Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), Moritz Schularick, warnt: Es sei gut möglich, dass die großen deutschen Automobilkonzerne in ihrer heutigen Form „schon zum Ende des Jahrzehnts nicht mehr existieren“.
🔽 Chemieindustrie
➖Auch die Chemieindustrie leidet unter starken strukturellen Problemen, u. a. durch gestiegene Erdgas- und Energiepreise (bedingt durch den Rückzug aus günstigem russischen Pipelinegas und Umstieg auf teureres Flüssiggas, oft aus den USA).
➖Die Produktion der Chemiebranche (ohne Pharma) fiel von 2021 → 2022 um ca. 10 %, und von 2022 → 2023 um weitere 11 %.
➖Im 2. Quartal 2025 lag sie nochmal etwa 5 % unter dem Vorjahresquartal. Die Auslastung der Anlagen beträgt im Schnitt nur noch 71 % (Rentabilität wird bei ~82 % gesehen) – „so schwach wie zuletzt 1991“.
➖Zudem: Durch ein Handelsabkommen zwischen der Europäischen Kommission und den USA werden US‐Lieferungen in die EU zollfrei gestellt, was US-Firmen Wettbewerbsvorteile auf dem europäischen Markt verschafft – ein Nachteil für deutsche Chemie-Konzerne.
➖Deutsche Chemiekonzerne fordern daher eigene Zölle auf Importe (insbesondere aus China) als Schutzmaßnahme.
🔽Maschinenbau
➖Der Maschinenbau – zunächst nach der Corona‐pandemiebedingten Schwächephase noch im Aufschwung – erlebt nun wieder Rückgänge: 2024 preisbereinigt etwa -7 % gegenüber 2023, für 2025 wird ein Rückgang um rund -5 % erwartet.
➖Bei den Aufträgen im September zeigte sich ein Rückgang der Inlandsaufträge um -5 % und der Auslandsaufträge um -24 % gegenüber Vorjahr; im dritten Quartal insgesamt -6 %.
➖Ein wesentlicher Auslöser: Die USA weiten ihre 50-Prozent‐Zölle auf Stahlimporte auf viele Maschinenprodukte aus – derzeit betroffen etwa 40 % der Maschinenexporte der EU, künftig womöglich bis zu 56 % der deutschen Maschinenexporte.
➖Der VDMA‐Präsident Bertram Kawlath nennt das ein offenes „Foulspiel“ seitens der USA und fordert eine Reaktion der EU – bislang ohne sichtbare Konsequenz.
🔽Einordnung & Ausblick
➖Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit in seinen traditionellen Schlüsselindustrien – sowohl durch technische und preisliche Konkurrenz (z. B. aus China) als auch durch geopolitische Handels- und Zollpolitik (insbesondere der USA und Trump).
➖Die externen Belastungen (Zölle, Energiepreise, Handelsabkommen) treffen gleichzeitig mit internen strukturellen Schwächen (z. B. Innovationsrückstand, falsche strategische Ausrichtung) zusammen.
➖Der Verlust von Marktanteilen, Rückgang der Produktion und Arbeitsplatzverluste spiegeln eine größere Transformation oder gar einen Bedeutungsverlust deutscher Industriemacht wider.
➖Es besteht dringender Handlungsbedarf – sowohl politisch als auch wirtschaftlich – um die Industrien zu stabilisieren, Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und Strategien gegenüber externen Herausforderungen zu entwickeln.
🖥 Gesamten Artikel lesen
(https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/10184)
😊 ABONNIERE: ANALYTIK & NEWS
Euer ERFRIBENDER

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen