Donnerstag, 12. Dezember 2024

„Aber das Gute daran ist ja, dass …“

 „Aber das Gute daran ist ja, dass …“ 

Wer hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, dass es unbedingt nötig ist, in jeder noch so beschissenen Situation irgendwas Positives finden zu müssen, das oft und gern mit dem unsäglichen Satzanfang „Aber das Gute daran ist ja, dass …“ eingeleitet wird. Wenn an Weihnachten alle Züge nach Hause zu deiner Familie ersatzlos gestrichen werden, du aber das Geld für die Fahrkarte erstattet bekommst, dann bist du trotzdem am 24. Dezember nicht bei deinen Liebsten. Wenn deine ganze Bude abfackelt, aber immerhin deine wichtigsten Dokumente nicht unter der Matratze, sondern in einem außerhäuslichen Safe gelagert waren, dann ist die Wohnung trotzdem unbewohnbar. Und wenn jemand tragisch stirbt, es aber immerhin alles ganz schnell ging, dann ist der geliebte Mensch trotzdem für immer fort. 

Nicht in jedem stinkenden Kackhaufen verbirgt sich ein Körnchen Goldstaub, das es zu finden gilt. Keine Pointe. Und etwas anderes zu behaupten, ist oft schlichtweg die Verhöhnung eines Schmerzes, an dem absolut gar nichts gut ist. An dem auch nichts Gutes herbeigeredet werden muss. Manchmal braucht es einfach kein aufmunterndes „Kopf hoch!“, denn es gibt Situationen im Leben, wo es absolut angemessen ist, dass der Kopf zwischen den Schultern verschwindet und die Tränen fließen, als gäb’s kein Morgen. Dann braucht es Taschentücher und jemanden, der sieht und versteht und hält, statt „etwas Gutes daran“ zu suchen. 

Schon klar, dass hinter dieser verzweifelten Geste (zumindest im besten Fall) der Wunsch steht, zu trösten. Aber ganz ehrlich: Wie viel hilfreicher wäre es, wenn wir Menschen uns alle mal mit der gleichen Motivation darin üben würden, die Ärmel hochzukrempeln, um auch mal gemeinsam Leid zu tragen, statt Schmerzbrocken jeglicher Gewichtsklasse mit einer vermeintlich guten Seite relativieren zu wollen. Lasst mal alle die Kleinrede- und Schönmalerei-Energie in Schmerz-Halte-Muskeln umwandeln. Um uns gegenseitig stützen zu können in Situationen, in denen es einfach ein Hohn ist, Sätze zu sagen, die mit „Aber das Gute daran“ beginnen. Egal, wie gut sie gemeint sind. 

Text: Ein guter Plan

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Euer ERFRIBENDER



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