Liebe ist Nahrung für die Seele.
Die Welt
ist im Wandel, [26.12.2022 11:54]
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„Wir
beginnen mit einem der tiefgründigsten Sutras von Gautama Buddha: Liebe dich
selbst und beobachte – heute, morgen, immer.
... Liebe
dich selbst ...
Liebe ist
Nahrung für die Seele. So wie Essen den Körper nährt, ist Liebe Nahrung für die
Seele. Ohne Essen wird der Körper schwach, ohne Liebe wird die Seele schwach. Aber
kein Staat, keine Kirche, kein Establishment hat je gewollt, dass die Menschen
eine starke Seele haben, denn ein Mensch mit spiritueller Energie wird immer
rebellisch sein.
Liebe
macht euch rebellisch, revolutionär. Liebe gibt euch Flügel, damit ihr euch
hoch emporschwingen könnt. Liebe gibt euch Einsicht in die Dinge, und dann kann
euch niemand mehr täuschen, ausbeuten, unterdrücken. Doch die Priester und die
Politiker leben von eurem Blut; sie können nur durch Ausbeutung überleben. Alle
Priester und Politiker sind Parasiten.
Sie haben
eine sichere Methode gefunden, um euch mit hundertprozentiger Garantie
spirituell schwach zu machen: Sie bringen den Menschen bei, sich selbst nicht
zu lieben. Wer sich selbst nicht lieben kann, kann auch niemand anders lieben. Es
ist eine sehr hinterlistige Methode. Sie sagen: Liebet euren Nächsten, denn sie
wissen, wenn ihr euch selbst nicht liebt, dann könnt ihr überhaupt nicht lieben.
Und sie wiederholen ständig: Liebt euren Nächsten! Liebt die Menschheit, liebt
Gott, liebt die Natur, liebt eure Ehefrau, euren Ehemann, eure Kinder, eure
Eltern. Nur nicht euch selbst! Denn wer sich selbst liebt, ist selbstsüchtig,
so sagen sie.
Sie
verdammen nichts so sehr wie die Selbstliebe. Und sie haben dafür gesorgt, dass
ihre Lehre total logisch aussieht. Sie sagen: Wer sich selbst liebt, wird zu
einem Egoisten. Wer sich selbst liebt, wird narzisstisch. Aber das ist nicht
wahr. Wer sich selbst liebt, entdeckt, dass er egolos ist. Erst durch den
Versuch, andere zu lieben, ohne sich selbst zu lieben, erst durch die Bemühung,
andere zu lieben, entsteht das Ego.
Wer sich selbst
liebt, macht damit den ersten Schritt zur wirklichen Liebe. Es ist so, als wenn
man einen Kieselstein in einen ruhigen See wirft: Die ersten Wellenkreise
entstehen um den Kiesel herum, ganz nahe am Stein. Das ist natürlich, wo
sollten sie sonst entstehen? Von da aus breiten sie sich immer weiter aus, bis
zu den fernsten Ufern. Verhindert man diese Wellen nahe an dem Stein, dann gibt
es keine weiteren Wellen. Dann braucht man nicht zu hoffen, dass irgendwelche
Wellen bis ans fernste Ufer gelangen könnten, unmöglich.
Die
Priester und die Politiker wurden sich dieses Phänomens bewusst: Wenn man die
Menschen daran hindert, sich selbst zu lieben, zerstört man ihre ganze Liebesfähigkeit.
Dann wird alles, was sie für Liebe halten, nur eine Pseudoliebe sein. Es mag
Pflichtgefühl sein, aber nicht Liebe. Und Pflicht ist ein so hässliches Wort. Die
Eltern erfüllen ihre Pflicht an ihren Kindern, damit die Kinder dann ihrerseits
ihre Pflicht an den Eltern erfüllen. Die Frau erfüllt ihre ehelichen Pflichten
gegenüber dem Ehemann, der Mann erfüllt seine ehelichen Pflichten gegenüber der
Ehefrau. Aber wo bleibt die Liebe?
Liebe weiß
nichts von Pflicht. Pflicht ist eine Bürde, eine Formalität. Liebe ist eine
Freude, ein Schenken. Liebe ist ohne Formalitäten. Ein Liebender hat nie das
Gefühl, er hätte genug getan. Ein Liebender hat immer das Gefühl, es wäre noch
mehr möglich gewesen. Ein Liebender hat nie das Gefühl, der andere sei ihm zu
Dank verpflichtet. Im Gegenteil, er fühlt: Ich bin es, der zu danken hat, weil
meine Liebe angenommen wurde. Ich bin dem anderen zu Dank verpflichtet, dass er
mein Geschenk angenommen hat; er hätte es auch ablehnen können. Jemand, der aus
Pflichtgefühl handelt, denkt: Ich bin etwas Besseres, ich bin spirituell, ich
bin außergewöhnlich. Seht nur, wie ich den Menschen diene!
Wer sich
selbst liebt, respektiert sich selbst. Und wer sich selbst liebt und
respektiert, der respektiert auch andere, weil er weiß: Die anderen sind genau
wie ich. So wie ich mich über Liebe, Respekt und Würde freue, genauso freuen
sich auch die anderen. Und er wird sich bewusst, dass wir an der Basis überhaupt
nicht verschieden sind; wir sind eins. Wir unterliegen alle demselben Gesetz. Buddha
sagt: Wir leben unter demselben ewigen Gesetz – Es dhammo sanantano.
Wer sich
selbst liebt, genießt die Liebe so sehr und sie macht ihn so glücklich, dass
die Liebe anfängt überzufließen und auch andere zu erreichen. Es kann gar nicht
anders sein! Wer in der Liebe lebt, muss sie mit anderen teilen. Man kann nicht
immer nur sich selbst lieben, denn eines wird absolut klar: Wenn es so schön
und ungeheuer ekstatisch ist, einen Menschen, sich selbst, zu lieben – wie viel
mehr Ekstase hat man noch zu erwarten, wenn man erst anfängt, seine Liebe mit
vielen, vielen Menschen zu teilen!
Langsam
werden die Wellen immer größere Kreise ziehen. Zuerst liebst du andere
Menschen, dann fängst du auch an, die Tiere, die Vögel, die Bäume, die Felsen
zu lieben. Du kannst das ganze Universum mit deiner Liebe erfüllen. Ein
einziger Mensch reicht aus, um das ganze Universum mit Liebe zu füllen – so wie
ein einziger Stein den ganzen See mit Wellen zu füllen vermag. Ein kleines
Steinchen!
Der
Mensch muss göttlich werden. Solange der Mensch nicht selbst göttlich wird,
kann es keine Erfüllung, keinen Frieden fur ihn geben. Aber wie kannst du göttlich
werden? Die Priester sagen, du seist ein Sünder. Eure Priester sagen, dass ihr
verdammt seid, dass ihr in die Hölle kommen werdet. Und sie machen euch große
Angst davor, euch selbst zu lieben.
Du hast
dich selbst nie geachtet, nie geliebt. Nun verschwendest du dein ganzes Leben
damit, andere zu verurteilen. Darum sind die Leute so gut im Kritisieren. Sie
entdecken Mängel bei sich selbst, und wie könnten sie es vermeiden, dieselben Mängel
auch bei anderen zu finden? Ja, sie finden sogar jede Menge Fehler und übertreiben
diese noch und lassen sie möglichst groß erscheinen. Das ist wohl der einzige
Ausweg. Um ihr Gesicht zu wahren, scheint ihnen gar nichts anderes übrig zu bleiben.
Darum gibt es so viel Kritik und einen solchen Mangel an Liebe.
Ich halte
dies für eine der tiefgründigsten Aussagen Buddhas, und nur ein Erwachter kann
euch eine solche Erkenntnis geben.
Wer sich
selbst liebt, findet auch leicht zur Meditation, denn Meditation bedeutet, mit
sich allein zu sein.
Wenn ihr
euch selbst hasst – und das tut ihr, denn das hat man euch so beigebracht, und
ihr habt es mit religiösem Eifer befolgt ... Wenn ihr euch selbst hasst, wie könnt
ihr es mit euch allein aushalten? Meditation bedeutet nichts anderes, als dein
wunderbares Alleinsein zu genießen. Dich selbst zu feiern – darum geht es in
der Meditation. Meditation ist keine Beziehung. Der andere wird überhaupt nicht
gebraucht, man ist sich selbst genug. Man ist gebadet im eigenen Licht, im
eigenen Glanz. Man erfreut sich einfach daran, dass man lebt, dass man ist.
Das größte Wunder auf der Welt ist, dass du bist, dass ich bin. Zu sein ist das größte Wunder. Und Meditation öffnet die Türen zu diesem größten Wunder. Doch nur wer sich selbst liebt, kann meditieren; sonst wird er sich meiden und immer vor sich selbst davonlaufen. Wer möchte schon ein hässliches Gesicht ansehen? Wer möchte schon ein hässliches Wesen näher ergründen? Wer möchte schon tief in den eigenen Schlamm hinabtauchen, in die eigene Dunkelheit? Wer möchte sich schon in die Hölle begeben, die er in sich findet? Lieber möchte er das Ganze hinter schönen Blumen verstecken. Lieber läuft er ständig vor sich selbst davon.
Darum
suchen die Menschen ständig die Gesellschaft von anderen; sie können nicht mit
sich allein sein. Darum wollen sie immer mit anderen zusammen sein, und dazu
ist ihnen jede Art von Gesellschaft recht, wenn sie nur die eigene Gesellschaft
vermeiden können. Dazu ist ihnen alles recht. Sie sitzen stundenlang im Kino,
um sich irgendeinen dummen Film anzuschauen. Sie lesen stundenlang Krimis und
vertun ihre Zeit damit. Sie lesen immer wieder die gleiche Zeitung, nur um eine
Beschäftigung zu haben. Sie spielen Karten, spielen Schach, nur um die Zeit
totzuschlagen. Als hätten sie zu viel Zeit!
Die Liebe
beginnt bei dir selbst. Nur von da kann sie sich weiter ausbreiten, und das tut
sie von ganz allein – du brauchst nichts zu tun, damit sie sich ausbreitet.
Liebe
dich selbst, sagt Buddha und er fügt sogleich hinzu: und beobachte. Das ist
Meditation, dies ist Buddhas Ausdruck für Meditation. Doch die erste
Voraussetzung ist, dich selbst zu lieben – und dann zu beobachten. Wenn du dich
nicht liebst und trotzdem anfängst, dich zu beobachten, könntest du auf den
Gedanken kommen, Selbstmord zu begehen.
Viele
Buddhisten haben Selbstmordgedanken, weil sie dem ersten Teil dieses Lehrsatzes
keine Beachtung schenken. Sie springen sofort zum zweiten Teil: 'Beobachte dich
selbst.' Tatsächlich habe ich keinen einzigen Kommentar zum Dhammapada – wie
die Reden Buddhas genannt werden – gefunden, der diesem ersten Teil des Satzes
Beachtung geschenkt hatte: Liebe dich selbst.
Sokrates
sagt: Erkenne dich selbst – Buddha sagt: Liebe dich selbst. Doch was Buddha
sagt, ist viel wahrhaftiger, denn solange man sich selbst nicht liebt, kann man
sich unmöglich selbst erkennen. Die Erkenntnis kommt erst später, wenn der
Boden dafür von der Liebe bereitet wurde. Die Liebe schafft erst die Möglichkeit
zur Selbsterkenntnis. Liebe ist der rechte Weg, um sich selbst zu erkennen.
Zuerst
heißt es: Liebe dich selbst, dann erst folgt: Beobachte – heute, morgen, immer.
Schaffe dir ein liebevolles Umfeld. Liebe deinen Körper, liebe deinen Verstand.
Liebe all deine Funktionen, deinen ganzen Organismus. Mit Liebe ist gemeint,
alles zu akzeptieren, wie es ist. Versuche nichts zu unterdrücken. Wir unterdrücken
nur, was wir hassen. Wir unterdrücken nur etwas, das wir nicht wahrhaben wollen.
Unterdrücke nichts, denn wie willst du es beobachten, wenn du es unterdrückst?
Wir können unserem Feind nicht ins Auge sehen, nur unserem Liebsten. Nur wenn
du ein Liebhaber deiner selbst bist, kannst du dir in die Augen schauen, ins
eigene Gesicht, in die eigene Wirklichkeit.
Beobachten
bedeutet Meditation, es ist Buddhas Bezeichnung für Meditation. Beobachte! – Das
ist Buddhas Weckruf. Er meint damit: Sei aufmerksam, sei bewusst, sei nicht
unbewusst! Verhalte dich nicht wie im Schlaf. Benimm dich nicht ständig wie
eine Maschine, wie ein Roboter. Aber so sind die Menschen.
Beobachte
– beobachte einfach. Buddha sagt nicht, was man beobachten soll. Alles! Wenn du
gehst, beobachte, wie du gehst. Wenn du isst, beobachte, wie du isst. Wenn du
unter der Dusche stehst, beobachte, wie das Wasser, das kühle Wasser auf dich
herabfällt, wie seine Kühle dich berührt und ein Zittern über deinen Rücken läuft
... Beobachte alles – heute, morgen, immer.
Und
irgendwann kommt der Augenblick, wo du sogar im Schlaf beobachten kannst. Das
ist der Gipfelpunkt des Beobachtens. Der Körper schläft, aber der Beobachter
ist wach und beobachtet still den schlafenden Körper. Das ist die höchste Form
der Beobachtung. Bisher ist genau das Gegenteil der Fall: Dein Körper ist wach,
aber du schläfst. Dann wirst du wach sein und dein Körper wird schlafen. Der Körper
braucht Ruhe, aber das Bewusstsein braucht keinen Schlaf. Das Bewusstsein ist
bewusstes Sein. Wachheit ist seine wahre Natur.
Indem du
achtsamer wirst, wachsen dir Flügel – dann gehört dir der ganze Himmel. Der
Mensch ist die Verbindung von Erde und Himmel, Körper und Seele.”
Osho, The Way of the Buddha:
The Dhammapada
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