Samstag, 19. Juni 2021

Sag mir, wo die Elefanten sind

 Sag mir, wo die Elefanten sind 


B. S., [19.06.21 12:45]

[Forwarded from KaiserTV]

Sag mir, wo die Elefanten sind

 

In den nächsten Wochen werden wir verstärkt die Bewältigungsstrategien des Kultes am Werk sehen. Der amerikanische Schriftsteller CJ Hopkins hat bereits an prominenter Stelle das sich umkehrende Verhältnis des Kults Normalkultur beschrieben: Waren es sektiererische Inseln inmitten eines Ozean der Kultur, hat nun durch einen blitzkrieghaften Propagandafeldzug ein beinahe globaler Kult die Gesellschaften ergriffen; übrig geblieben sind

einige wenige Inseln des gesunden Menschenverstandes, die nicht aufhören, den Versuchen der mentalen Umkehrung von Normalität Widerstand zu leisten.

 

Von großen Interesse ist dabei die Frage, wie es dem Kult gelungen ist, Konformität, Verpflichtung und Identifikation zu schaffen und sich selbst dadurch bis zur Unerschütterlichkeit auch trotz augenscheinlichster Widersprüche zu stabilisieren. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass es sich seit Beginn um einen Weltuntergangskult handelt, der durch Angst und Kollektivbewusstsein aufrechterhalten wird. Apokalyptische Bewegungen und Millenarismen verstärken das Zugehörigkeitsgefühl ihrer Mitglieder weniger über charismatische Führer als über den identifikatorischen und angrenzenden Glauben, eine Katastrophe stünde bevor und man selber sei vor Nicht-Kult-Mitgliedern durch die Fähigkeit ausgezeichnet, die Katastrophe vorherzusagen.

Der Ausdruck „Weltuntergangskult“ wurde ursprünglich 1966 von dem Soziologen John Lofland in einer Studie über eine Gruppe von Mitgliedern der Vereinigungskirche in den USA geprägt. Eine andere klassische Studie wurde von Leon Festinger durchgeführt und in seinem Buch „When Prophecy Fails: A Social and Psychological Study of a Modern Group That Predicted the Destruction of the World“ festgehalten.

 

Festinger erklärt darin die Bindung der Mitglieder an den ihnen zugehörigen Weltuntergangskult, selbst nachdem sich die Prophezeiungen ihres Führers als falsch erwiesen haben. Festinger deutet dieses Phänomen, das wir derzeit in globalem Maßstab gewärtigen, als Teil eines Bewältigungsmechanismus angesichts des Widerspruchs der Voraussagen der Kultideologie zur wahrgenommen Realität. Es handelt sich um eine Form der Rationalisierung, die die entstandene kognitive Dissonanz reduzieren soll. Mitglieder widmen sich, so Festinger, nach einer fehlgeschlagenen Prophezeiung oft mit neuem Elan der Sache der Gruppe und rationalisieren mit Erklärungen wie dem Glauben, dass ihre Handlungen die Katastrophe abwendeten, oder dem bedingungslosen Glauben an den Führer, wenn das Datum der Katastrophe verschoben wird.

Da es sich beim derzeitigen Kult um keinen ausgeprägten Führerkult handelt, fällt die zweite Option weitgehend weg. Die Entscheidungsfiguren sind in dem System sowieso austauschbar, Köpfe können geopfert, Experten ausgetauscht werden, ohne dass es dem Kult-Narrativ entscheidend schaden würde.

Umso stärker wirkt die jeglicher Logik und den Fakten widersprechende Rationalisierung, das eigene Kultverhalten haben den Weltuntergang oder die Katastrophe abgewendet. Bereits Paul Watzlawick hat auf die jedes planmäßige Handeln rechtfertigende und sich gegen Einwände abschottende Methode hingewiesen, die Elefanten in einer Großstadt durch In-die-Hände-Klatschen vertreiben zu wollen und das Ausbleiben der Elefanten als Wirkung ebendieses Handelns zu deuten.

Es steht zu befürchten, dass die Kultlogik es auf Dauer verhindern wird, dass das Bewältigungsverhalten sich zugunsten einer Einsicht an den Wahnsinn, der der eigenen Methode innewohnt, abschwächen wird, und dass es vergebliche Liebesmüh ist, die Kultisten zu fragen, wo die Elefanten auch in Ländern, in denen die Menschen kaum geklatscht haben, geblieben sind …

 

Wann wird man je verstehen?

                                     Euer ERFRIBENDER

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