„Kreisverkehr“
Hinz, [06.11.2021
13:30]
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aus Gedanken zur Nacht]
Gedanken
zur Nacht
Teil 1
Im
Kreisverkehr durchs Netz, im Kreisverkehr durch alle Kanäle, im Kreisverkehr
auf der Suche nach Lösungen, auf der Suche nach dem richtigen Hinweis, nach
Halt und Hilfe – im Kreisverkehr durchs ganze Leben. Paradox, meinen die
allermeisten Menschen zu wissen ihr Leben verlaufe linear, beginnt dies mit
ihrer Geburt und endet an dem Tag ihres letzten Atemzuges, bewegen sich ebenso
viele auf dieser vermuteten Linie dennoch stetig im Kreis. Nichts anderes
gelernt, nichts anderes ihnen vorgelebt bekommen, schien das Leben tatsächlich
in geordneten Bahnen, linear seinen Lauf zu nehmen. Kindergarten, Schule,
Ausbildung und danach die vierzig, fünfzig Jahre malocht, der Rente entgegen
gefiebert, um am Ende seiner Tage sich über einen Kurzbesuch jener
Erbschleicher freuen zu dürfen, für die entweder ein Leben lang die eigene Zeit
nicht reichte oder alles gegeben wurde – Undank ist der Weltenlohn.
Verliefen
die Existenzen geradezu vorhersehbar, durchgeplant und frei von größeren Umwälzungen,
endete diese Autobahn abrupt vor knapp einen Jahr und so manch Raser krachte
ungebremst in die Gräben der eigens für ihn aufgerissenen Fahrbahn. Klimatisiert
und beheizt die Innenräume der den Menschen anvertrauten rollenden Käfigen, in
deren Enge sie ihr Leben vorausgedacht, durchgeplant und wohlbehütet verbringen
dürfen, stecken nun mit Totalschaden hinter jenen Gräben im Stau und so manch
verzweifelter Insasse weiß nun nicht mehr, was er nun noch tun soll. Eine
Metapher zum Leben der allermeisten Menschen, verlief deren Leben, wenigstens
jener, die die Luft unseres demokratischen Wertesystems haben atmen dürfen,
geradezu linear, getaktet und vorhersehbar. Jedoch ist offenbar nun endgültig Schluss damit, sind doch nahezu alle Systeme einer halbwegs funktionierenden
Steuerung ausgefallen.
Fälschlicher
Weise geglaubt in Freiheit leben zu dürfen, fiel viel zu vielen Menschen nicht
auf, dass sie ihren Kindergarten nicht wirklich mit sieben Jahren verlassen
haben, bemerkten leider allzu wenige, daß sie zu keinem Zeitpunkt weder auf ein
eigenverantwortliches Leben vorbereitet, noch in ein Selbiges entlassen worden
sind. Vor schier unlösbaren Herausforderungen gestellt, fehlt es nahezu an
allem, was Antwort auf die aktuell gestellten Fragen bieten könnte. Sorgte
bisher doch der sogenannte Staat für alles, was ein Leben im vermeintlichen Überfluss zu bieten hatte, bot jener Hinweisschilder für alle Probleme, die er eigens
zuvor den Menschen erschaffen hatte, entpuppt sich Stück für Stück eine Realität,
in der nur sehr wenige sich zurechtzufinden sich in der Lage sehen.
Dem
Internet sei Dank, bietet jenes schier ungeahnte Möglichkeiten – es gibt
nichts, was es nicht gibt. Für jedes Problemchen bietet irgendwer eine Lösung
an. Halbwissende Rechtsberatung hier, Lebensberatung dort, ein Netz voller Anwälte,
Coaches, Sehende, Wissende und nicht zuletzt jene, die es schon immer zu wissen
glaubten. Um jene soll es aber hier nicht gehen, treten diese Leute immer dann
auf den Plan, sobald sie gerufen werden – wer mag`s verübeln wollen? In den
Fokus sind jene gerückt, die nun umso lauter rufen, die schon lange nichts mehr
zu fassen bekommen, jene, denen ihr Leben aus den Händen zu gleiten scheint. Ohne
Urteil sei`s gesagt, wer mag es ihnen verdenken wollen, sind auch sie nicht
jene, die an dieser Stelle ihre Erwähnung finden sollen. Auffällig geworden
treten diejenigen in den Vordergrund, die noch immer an ihrem Leben nichts ändern
wollen, die noch immer darauf vertrauen, dass ihnen schon geholfen werden mag,
gleich wenn es der eigenen Bereitschaft zu ermangeln scheint.
Hinz, [06.11.2021
13:30]
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aus Gedanken zur Nacht]
Teil 2
Im
Kreisverkehr sich bewegend, treten jene ins Licht, die noch immer nicht
erkennen wollen, dass sie selbst es sein müssen, die zuallererst die Veränderungen
in sich anzustreben haben, es sind jene, die immer noch glauben wollen, dass andere
Menschen ihnen sagen werden, was gut und richtig für sie ist. Es sind vor allem
aber die Menschen, die ihre Hausaufgaben partout nicht erledigen möchten, die
sich immer dann aus den entsprechenden Kanälen ausklinken, wenn ihnen dort die
bittere Wahrheit, ja, der Spiegel der Selbsterkenntnis vor ihr Gesicht gehalten
wird. Es gleicht dem Löwen im Zoo, dem sein Fressen stets geliefert worden ist,
er nun aber mit knurrendem Magen sich selbst darum zu mühen hat und es nicht
ertragen kann, dass ihm dafür kein Service mehr zur Verfügung gestellt werden
mag. Trotzig und beleidigt der kleinen Kinder gleich, werfen allzu viele,
vorschnell ihr Handtuch in den Ring und geben wieder volles Gas im Kreisverkehr
des Internets.
„Das ist
nichts mehr für mich“, ist es so manch Ruf der Stille, so scheidet ein unreifer
Geist aus seinem eigenen Reifeprozeß, in dem er über dem bloßen informiert
werden wollen nicht hinaus zu kommen scheint. Wen verwundert es, bieten nur die
wenigsten Portale und Kanäle eine echte Alternative zu den meisten, die in
ihren Inhalten auch nur das transportieren, was schon von so vielen
transportiert worden ist. Eine wirkliche Reife ist noch lange nicht in Sicht,
sind doch nur die Seiten gewechselt worden. Vom Hauptstrom in die Nebenarme ein
und des Selben Flusses gewechselt, die zwar anderes, jedoch es in der gleichen
Weise transportieren. Ohne selbst denken zu wollen, ohne selbst sich nur wenige
Schritte nach vorn zu bewegen, wird wieder nur konsumiert und wenn es dann doch
darum geht, das eigene Hirn in Gang setzen zu müssen, kommt der Motor schneller
an seine Grenzen, als es die lieben Konsumenten ertragen können.
Wer von
Haltestelle zu Haltestelle zieht, wer immer wieder die gleichen Fragen stellt,
bewegt sich wahrlich nicht voran. Gefangen im geistigen Kreisverkehr, können
oder wollen viele scheinbar noch immer nicht erkennen, daß die Ereignisse, aber
auch die Lösungen niemals auf sie warten werden. Wer tatsächlich zu seinen Lösungen
gelangen möchte, wird nicht vor ihnen weglaufen können. Wer wirklich die
Antworten finden möchte, die zu ihm und seinem Leben gehören, der wird lernen müssen,
seine Komfortzone zu verlassen und die ihm gelieferten Informationen als das zu
verstehen, was sie sein sollen. Es sind Rohzutaten jener geistigen Speisen, für
deren Zubereitung, sprich, Verarbeitung ein jeder sein Hirn allein bemühen muss.
Lieferservice war einst mal – die Taxis fahren nicht mehr.
Das Leben
verläuft nicht linear, als ewiger Kreislauf bietet es jeden Tag aufs Neue eine
Haltestelle, an der weitere Informationen zur eigenen Reife werden aufgenommen können,
jedoch derjenige, der immer wieder an der Selben Stelle halt machen möchte,
bewegt sich dann doch nur im Kreis. Ein Kreisverkehr im virtuellen Raum, ist
der Kreisverkehr im wahren Leben – wen wundert`s, wenn man immer die Selben
Geschichten hört.
Herzlichst
Ingo
Euer
ERFRIBENDER
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