Gedanken zur Nacht
Gedanken
zur Nacht, [26.12.2021 21:25]
Teil 1
„Ja oder
Nein“
Alles ist
Geschäft, alles ist Vertrag. Bereits angekündigt soll ein weiterer Blick auf
das alle Menschen umgebende System von Angebot, der Annahme oder einer
Ablehnung geworfen werden. Als ein sehr komplexes Thema, ist es nahezu unmöglich,
alle Facetten des allgegenwärtigen Rechtssystems des „Kommerzes“, bestehend aus
Verträgen und Geschäften in nur wenigen Sätzen zu beleuchten. Für die
allermeisten Menschen noch ein unbekanntes und nur wenig faßbares Konstrukt aus
Angebot und Zustimmung, ist es fast unmöglich geworden, dieses System
anerkennen zu wollen, da sich daraus die allgegenwärtige
Eigenverantwortlichkeit für nahezu jeden Lebensbereich herausschälen läßt. Schmerzlich
zwar, verschwindet jedoch dieser Schmerz recht schnell, wenn man bereit ist,
sowohl dieses Rechtskonstrukt zu erkennen, als auch es in seiner Wirksamkeit
auf das eigene Leben anzunehmen.
Angebot: gefolgt
von Annahme oder Ablehnung, wirkt dieses Handelsrecht wie ein Pilzgeflecht in
allen Lebensbereichen des modernen Menschen, und das schon seit Jahrhunderten. Wer
dies annehmen kann, wird recht schnell aus einem logischen Denken erkennen können,
daß diesem Rechtssystem, wenn auch verborgen, jeder Zwang fehlt, gegen diesen
so viele Menschen aktuell zu Felde ziehen. Wenngleich auch schwer zu akzeptieren,
existiert ein echter Zwang nicht. Vermutet wird er allenfalls deshalb, da weder
anerkannt werden will, an sehr vielen Stellen den Angeboten zugestimmt zu
haben, noch sich eingestanden werden möchte, nicht genügend an Kenntnissen ob
der Wirkungsweise dieses Systems zu besitzen. Auf Treu und Glauben basierend,
vermuten leider noch die allermeisten Menschen, es handele sich um einen Staat,
ausgestattet mit aller staatlicher Macht, der das vom Volk erteilte Recht innehält,
gewisse Maßnahmen einfach so durchsetzen zu können. Vielleicht ist es dem ein
oder anderen nun endlich aufgefallen, daß der Werksschutz wie besoffen auf den
Straßen umherirrt, und verzweifelt nach einem Verantwortlichen für die
nichtangemeldeten Spaziergänge sucht? Weshalb suchen sie nach diesem, wenn doch
jeder das Recht besitzt, sich frei auf öffentlichen Wegen und Plätzen bewegen
zu dürfen? Recht einfach die Antwort: trägt doch jede Anmeldung von was auch
immer; auch die einer Demonstration oder eben eines Spazierganges den Charakter
eines Vertrages in sich, der derjenige mit den Behörden schließt, der diese
Veranstaltung anmeldet - alles ist Vertrag und alles ist Geschäft. Ebenso auf
sehr vielen anderen Ebenen, werden ausschließlich Angebote vergeben. Garniert
und versteckt unter Drohungen, Strafen oder ähnlichen Nachteilen, verbirgt sich
nichts anderes als ein Vertrag, ohne
einer Zustimmung jedes einzelnen dazu, seitens der Behörden nicht
gehandelt werden kann.
Gedanken
zur Nacht, [26.12.2021 21:25]
Teil 2
Ein sehr
erfahrener, erfolgreicher und mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann aus
vergangenen Tagen verriet einst eines seiner elementarsten Geheimnisse seines
geschäftlichen Erfolges, indem er erklärte, daß ein ‚Nein´an der richtigen
Stelle geäußert, vor unsäglichen Schäden in der Zukunft bewahren kann. Aus
Verträgen ergeben sich wenigstens zwei Dinge: zum einen die Verpflichtung der Erfüllung, und zum anderen
die Schuld, die mit Einwilligung zum Vertrag angenommen worden ist. Insbesondere
sei hier auf den Begriff ‚Schuld´ aufmerksam zu machen, da dieser Begriff etwas
völlig anderes bedeutet, als es die meisten Menschen vermuten. Schuld bedeutet
nichts anderes, als; daß eine Leistung oder die Verpflichtung zu einer Leistung
noch nicht erbracht worden ist. Mit anderen Worten: du darfst noch nicht gehen,
bevor du nicht diese Verpflichtung erfüllt hast. Das ist auch der Grund,
weshalb sich an so vielen Stellen das Wort ‚Schuldner´ finden läßt. Eine Schuld
kann nicht einfach so übertragen werden, es sei denn, diese wird freiwillig, im
Zuge eines Vertragsabschlußes angenommen. Klingelt´s ? Möge sich der ein oder
andere jetzt fragen; weshalb er in so vielen Bereichen seines alltäglichen
Lebens als der Schuldner bezeichnet werden kann, ohne diese jemals wieder von
sich abstreifen zu können. Und mag sich so mancher nun eingestehen, daß er (durch
Zustimmung, welcher Art auch immer) sich selbst zu eben diesen Schuldner erklärt
hat.
Wenige
Schritte abseits dieses Rechtskonstruktes aus Zustimmung oder Ablehnung, binden
sich im privaten Leben ebensoviele Menschen vertraglich an andere, ohne sich
dessen wirklich bewußt zu sein. Genährt aus Glaubenssätzen, einer kindliche
Konditionierung oder der Prägung im gesellschaftlichen Leben, haben sehr viele
Menschen verlernt, ein Ei in zwei Buchstaben zu verpacken – N´ei´N. Unter
gewissen Bedingungen, bedeutet dies kleine Wörtchen ‚Nein´ einen vollständigen
Satz. Unter gewissen Bedingungen
entscheidet eben dieses Wörtchen über Wohl und Wehe. Einem unter
falschen Überzeugungen geäußertem ‚Ja´ folgen nicht selten selbst auferlegte
Verpflichtungen, deren Auswirkungen im Verlauf der weiteren Ereignisse
unabsehbare, meist auch unschöne Ausmaße annehmen können. Wer kennt es nicht,
an der falschen Stelle, voreilig einfach mal zugestimmt zu haben, und erst im
Nachhinein, nach der gedanklichen Verdauung, sich der Folgen dieser übereilten
Zustimmung gewahr zu werden?
Läßt man die sehr umfangreichen
Gepflogenheiten des Vertragsrechtes einmal beiseite, bietet das private Leben,
ob nun in den eigenen Reihen, aber auch auf öffentlicher Ebene, gerade in
diesen bewegten Zeiten eine hervorragende Möglichkeit, sich in der Anwendung
des Wörtchens ‚Nein´ erfolgreich zu schulen. Dürften doch sowohl im öffentlichen,
als auch im privatem Leben die vergangenen Jahre und mit ihnen die vielseits
gemachten Erfahrungen eines gezeigt haben: daß das negativ belegte Wort ‚Nein´ zu
weit mehr Ruhe und positivem Erfolg geführt hat, als es ein gutgemeintes ‚Ja´ je
vermochte. Nein zu sagen, bedeutet eben nicht, sich respektlos zu verhalten,
nein zu sagen, bedeutet eben nicht, sich dem anderen zu verweigern – bedeutet
es doch vielmehr; die eigenen Grenzen zu definieren, diese klar zu ziehen und
sie notfalls auch gegen ungewollte Übertritte zu verteidigen. Das Wort ‚Nein`
ist und bleibt das klare Signal der eigenen Souveränität, der
Eigenverantwortung und dem geäußerten Willen, nicht über jedes Stöckchen
springen zu wollen, daß man vor die Füße gehalten bekommen hat.
Gedanken
zur Nacht, [26.12.2021 21:25]
Teil 3
Wenn also
das eigene Kind seinen klaren Willen äußert und sagt: „Nein, ich will nicht“,
sollte man sich darüber im Klaren sein, was es bedeutet, diesen geäußerten
Willen ohne nachzudenken zu unterdrücken. Ein Kind, daß als Kind nichts wollen
darf, wird sich als Erwachsener nichts mehr zu trauen wagen. Da sind wir nun,
die achso erwachsenen, souveränen Kinder in zu großen Schuhen, die erst wieder
mühsam, und unter großem Schmerz lernen müssen, endlich wieder nein sagen zu können.
Zu lange schon, ist dem Dogma des lieben Ja-Sagers gehuldigt worden. Zu lange
schon, wurde durch das selbstauferlegte Zölibat der Entsagung zum ‚Nein`, sich
selbst der Weg in ein selbstbestimmtes Leben verbaut.
Ein ‚Nein´
ist jene rote Linie, die jeder für sich selbst ziehen muß. Das ‚Ja´ hingegen
bedeutet in den allermeisten Fällen nichts anderes, als den ausgegebenen
Freifahrtschein für jeden, der in respektloser Manier, die Grenzen des anderen
nicht akzeptieren will. Wieviel an Respekt ein jeder für sich selbst einfordern
möchte, hängt nicht zuletzt davon ab, genau abzuwägen, ob im richtigen
Augenblick, mit einem ‚Ja´ oder ‚Nein´ geantwortet werden muß.
Herzlichst
Ingo
Euer ERFRIBENDER
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