Montag, 27. Dezember 2021

Gedanken zur Nacht

 Gedanken zur Nacht


Gedanken zur Nacht, [26.12.2021 21:25]


Teil 1

„Ja oder Nein“


Alles ist Geschäft, alles ist Vertrag. Bereits angekündigt soll ein weiterer Blick auf das alle Menschen umgebende System von Angebot, der Annahme oder einer Ablehnung geworfen werden. Als ein sehr komplexes Thema, ist es nahezu unmöglich, alle Facetten des allgegenwärtigen Rechtssystems des „Kommerzes“, bestehend aus Verträgen und Geschäften in nur wenigen Sätzen zu beleuchten. Für die allermeisten Menschen noch ein unbekanntes und nur wenig faßbares Konstrukt aus Angebot und Zustimmung, ist es fast unmöglich geworden, dieses System anerkennen zu wollen, da sich daraus die allgegenwärtige Eigenverantwortlichkeit für nahezu jeden Lebensbereich herausschälen läßt. Schmerzlich zwar, verschwindet jedoch dieser Schmerz recht schnell, wenn man bereit ist, sowohl dieses Rechtskonstrukt zu erkennen, als auch es in seiner Wirksamkeit auf das eigene Leben anzunehmen.

 

Angebot: gefolgt von Annahme oder Ablehnung, wirkt dieses Handelsrecht wie ein Pilzgeflecht in allen Lebensbereichen des modernen Menschen, und das schon seit Jahrhunderten. Wer dies annehmen kann, wird recht schnell aus einem logischen Denken erkennen können, daß diesem Rechtssystem, wenn auch verborgen, jeder Zwang fehlt, gegen diesen so viele Menschen aktuell zu Felde ziehen. Wenngleich auch schwer zu akzeptieren, existiert ein echter Zwang nicht. Vermutet wird er allenfalls deshalb, da weder anerkannt werden will, an sehr vielen Stellen den Angeboten zugestimmt zu haben, noch sich eingestanden werden möchte, nicht genügend an Kenntnissen ob der Wirkungsweise dieses Systems zu besitzen. Auf Treu und Glauben basierend, vermuten leider noch die allermeisten Menschen, es handele sich um einen Staat, ausgestattet mit aller staatlicher Macht, der das vom Volk erteilte Recht innehält, gewisse Maßnahmen einfach so durchsetzen zu können. Vielleicht ist es dem ein oder anderen nun endlich aufgefallen, daß der Werksschutz wie besoffen auf den Straßen umherirrt, und verzweifelt nach einem Verantwortlichen für die nichtangemeldeten Spaziergänge sucht? Weshalb suchen sie nach diesem, wenn doch jeder das Recht besitzt, sich frei auf öffentlichen Wegen und Plätzen bewegen zu dürfen? Recht einfach die Antwort: trägt doch jede Anmeldung von was auch immer; auch die einer Demonstration oder eben eines Spazierganges den Charakter eines Vertrages in sich, der derjenige mit den Behörden schließt, der diese Veranstaltung anmeldet - alles ist Vertrag und alles ist Geschäft. Ebenso auf sehr vielen anderen Ebenen, werden ausschließlich Angebote vergeben. Garniert und versteckt unter Drohungen, Strafen oder ähnlichen Nachteilen, verbirgt sich nichts anderes als ein Vertrag, ohne  einer Zustimmung jedes einzelnen dazu, seitens der Behörden nicht gehandelt werden kann.

 

Gedanken zur Nacht, [26.12.2021 21:25]

Teil 2

 

Ein sehr erfahrener, erfolgreicher und mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann aus vergangenen Tagen verriet einst eines seiner elementarsten Geheimnisse seines geschäftlichen Erfolges, indem er erklärte, daß ein ‚Nein´an der richtigen Stelle geäußert, vor unsäglichen Schäden in der Zukunft bewahren kann. Aus Verträgen ergeben sich wenigstens zwei Dinge: zum einen die  Verpflichtung der Erfüllung, und zum anderen die Schuld, die mit Einwilligung zum Vertrag angenommen worden ist. Insbesondere sei hier auf den Begriff ‚Schuld´ aufmerksam zu machen, da dieser Begriff etwas völlig anderes bedeutet, als es die meisten Menschen vermuten. Schuld bedeutet nichts anderes, als; daß eine Leistung oder die Verpflichtung zu einer Leistung noch nicht erbracht worden ist. Mit anderen Worten: du darfst noch nicht gehen, bevor du nicht diese Verpflichtung erfüllt hast. Das ist auch der Grund, weshalb sich an so vielen Stellen das Wort ‚Schuldner´ finden läßt. Eine Schuld kann nicht einfach so übertragen werden, es sei denn, diese wird freiwillig, im Zuge eines Vertragsabschlußes angenommen. Klingelt´s ? Möge sich der ein oder andere jetzt fragen; weshalb er in so vielen Bereichen seines alltäglichen Lebens als der Schuldner bezeichnet werden kann, ohne diese jemals wieder von sich abstreifen zu können. Und mag sich so mancher nun eingestehen, daß er (durch Zustimmung, welcher Art auch immer) sich selbst zu eben diesen Schuldner erklärt hat.

 

Wenige Schritte abseits dieses Rechtskonstruktes aus Zustimmung oder Ablehnung, binden sich im privaten Leben ebensoviele Menschen vertraglich an andere, ohne sich dessen wirklich bewußt zu sein. Genährt aus Glaubenssätzen, einer kindliche Konditionierung oder der Prägung im gesellschaftlichen Leben, haben sehr viele Menschen verlernt, ein Ei in zwei Buchstaben zu verpacken – N´ei´N. Unter gewissen Bedingungen, bedeutet dies kleine Wörtchen ‚Nein´ einen vollständigen Satz. Unter gewissen Bedingungen  entscheidet eben dieses Wörtchen über Wohl und Wehe. Einem unter falschen Überzeugungen geäußertem ‚Ja´ folgen nicht selten selbst auferlegte Verpflichtungen, deren Auswirkungen im Verlauf der weiteren Ereignisse unabsehbare, meist auch unschöne Ausmaße annehmen können. Wer kennt es nicht, an der falschen Stelle, voreilig einfach mal zugestimmt zu haben, und erst im Nachhinein, nach der gedanklichen Verdauung, sich der Folgen dieser übereilten Zustimmung gewahr zu werden?

 

 Läßt man die sehr umfangreichen Gepflogenheiten des Vertragsrechtes einmal beiseite, bietet das private Leben, ob nun in den eigenen Reihen, aber auch auf öffentlicher Ebene, gerade in diesen bewegten Zeiten eine hervorragende Möglichkeit, sich in der Anwendung des Wörtchens ‚Nein´ erfolgreich zu schulen. Dürften doch sowohl im öffentlichen, als auch im privatem Leben die vergangenen Jahre und mit ihnen die vielseits gemachten Erfahrungen eines gezeigt haben: daß das negativ belegte Wort ‚Nein´ zu weit mehr Ruhe und positivem Erfolg geführt hat, als es ein gutgemeintes ‚Ja´ je vermochte. Nein zu sagen, bedeutet eben nicht, sich respektlos zu verhalten, nein zu sagen, bedeutet eben nicht, sich dem anderen zu verweigern – bedeutet es doch vielmehr; die eigenen Grenzen zu definieren, diese klar zu ziehen und sie notfalls auch gegen ungewollte Übertritte zu verteidigen. Das Wort ‚Nein` ist und bleibt das klare Signal der eigenen Souveränität, der Eigenverantwortung und dem geäußerten Willen, nicht über jedes Stöckchen springen zu wollen, daß man vor die Füße gehalten bekommen hat.

 

Gedanken zur Nacht, [26.12.2021 21:25]

Teil 3

 

Wenn also das eigene Kind seinen klaren Willen äußert und sagt: „Nein, ich will nicht“, sollte man sich darüber im Klaren sein, was es bedeutet, diesen geäußerten Willen ohne nachzudenken zu unterdrücken. Ein Kind, daß als Kind nichts wollen darf, wird sich als Erwachsener nichts mehr zu trauen wagen. Da sind wir nun, die achso erwachsenen, souveränen Kinder in zu großen Schuhen, die erst wieder mühsam, und unter großem Schmerz lernen müssen, endlich wieder nein sagen zu können. Zu lange schon, ist dem Dogma des lieben Ja-Sagers gehuldigt worden. Zu lange schon, wurde durch das selbstauferlegte Zölibat der Entsagung zum ‚Nein`, sich selbst der Weg in ein selbstbestimmtes Leben verbaut.

 

Ein ‚Nein´ ist jene rote Linie, die jeder für sich selbst ziehen muß. Das ‚Ja´ hingegen bedeutet in den allermeisten Fällen nichts anderes, als den ausgegebenen Freifahrtschein für jeden, der in respektloser Manier, die Grenzen des anderen nicht akzeptieren will. Wieviel an Respekt ein jeder für sich selbst einfordern möchte, hängt nicht zuletzt davon ab, genau abzuwägen, ob im richtigen Augenblick, mit einem ‚Ja´ oder ‚Nein´ geantwortet werden muß.

 

Herzlichst Ingo

                           Euer ERFRIBENDER

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