Die Herausforderungen
der Transformation
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Wenn wir uns als Mensch für dieses Leben den Weg der Bewusstwerdung vorgenommen haben, durchlaufen wir einen Prozess mit verschiedenen Phasen. Diese Phasen lassen sich sehr gut mit der Metapher der Lebensphasen einer Raupe zum Schmetterling veranschaulichen.
Die kleine Raupe hat einen unbändigen Hunger und frisst sich so lange durch die Blätter, bis sie dick und träge geworden ist. Sie muss fressen und fressen, weil sie der Hunger dazu treibt. Wie der Mensch, der seinen Interessen nachgeht, Reize geniesst, konsumiert, alles lernen und entdecken will, was die materielle Welt, der Intellekt oder der Emotionalkörper zu bieten haben. Und ja, man verliert sich hie und da immer mal wieder.
Ist die Raupe ausgewachsen, schmecken die immergleichen Blätter nicht mehr so wie früher. Der Hunger nimmt ab. Das erste Mal schaut sie nicht nur nach unten und sucht das nächste Blatt, sondern hebt den Blick nach oben. Und da sieht die Raupe den Schmetterling, der leicht und frei über ihr in der Luft flattert.
Sie ahnt, dass sie ebenfalls zum Schmetterling werden wird - werden will. Also beginnt sie davon zu träumen, wie es wäre, ein Schmetterling zu sein. Sie weiss aber nicht, wie das gehen soll. Wir Menschen beginnen uns in dieser Phase mit Spiritualität zu beschäftigen. Wir spüren, dass wir etwas suchen, was wir in dieser Welt bisher nicht gefunden haben. Also beginnen wir Bücher zu lesen, uns weiterzubilden und Wissen anzueignen, immer in der Hoffnung, dadurch dem Schmetterling näherzukommen oder gar zum Schmetterling zu werden. Wir sind zwar noch Raupe, wollen aber fliegen, und versuchen mit den Flügeln zu flattern, die wir noch nicht besitzen.
Diese Phase ist spannend, neu, berauschend. So viel neues Wissen, das den Geist beflügelt, Hoffnung gibt, Vorfreude auslöst. Doch irgendwann macht auch diese neue und leichtere Nahrung nicht mehr satt. Ernüchterung, Verzweiflung, Angst, Hoffnungslosigkeit oder auch andere unangenehme Gefühle machen sich breit. Denn die Raupe ist immer noch eine Raupe, und noch immer kein Schmetterling.
Ein innerer Impuls wird immer lauter: Zieh dich zurück, schaue nach innen, suche nicht mehr im Aussen. Löse dich vom vermeintlichen Wissen. Erlebe und erforsche es selber.
Es kann dauern, bis man diesem inneren Ruf endlich folgt. Bis man die Radikalität dieses Impulses akzeptiert und ihm Glauben schenkt. Bis man den Mut hat, diese Reise anzutreten. Denn nichts, was du gelesen oder gehört hast, kann dir das eigene Erleben vorwegnehmen, was du nun erleben wirst.
Die Raupe - dem inneren Impuls folgend - verpuppt sich. Sie weiss nicht, was kommen wird. Die alte Welt verblasst. In ihr arbeitet es - im Stillen. Grosse Prozesse verändern ihr ganzes Wesen. Die Raupe muss sterben, damit der Schmetterling entstehen kann.
Diesen Prozess der Transformation des Inneren im Menschen kann man zwar mehr oder weniger in Worten beschreiben, aber derjenige, der noch nicht an diesem Punkt seiner Entwicklung angelangt ist, kann es nicht nachfühlen oder wirklich verstehen. Lediglich die Seele mag ahnen, dass dieser Weg auch für ihn bestimmt ist.
Weil wir mit unserem Verstand und den gewohnten Konzepten dies nicht zu verstehen und zu erfassen vermögen, ist jeder Schritt auf diesem Weg ein persönliches Wagnis. Wir müssen alleine entscheiden, welchen Schritt wir als Nächstes tun und wohin wir ihn gehen. Und wir müssen Verantwortung übernehmen. Jedes Mal müssen wir alte und vertraute Konzepte loslassen und uns von ihnen trennen, um Platz für das Neue zu schaffen. Diese Prozesse sind oft mit vielen Ängsten und Zweifeln verbunden. Diese Phase der Transformation ist daher eine der grössten Herausforderungen für uns Menschen. Denn wir müssen komplett neu werden: Das Alte stirbt, damit das Neue entstehen und geboren werden kann.
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