Montag, 26. April 2021

Wie man hier in Ungarn denkt

 Wie man hier in Ungarn denkt



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Wie man hier in Ungarn denkt, über das große Natur-und Ordnungsverständnis der Ungarn!

Wir haben hier in Nagykanizsa ein Fitness Studio. Es liegt etwas am Stadtrand. Hinter dem Kastengebäude wachsen wilde Pflaumen. Hunderte auf einem Haufen. Wir haben dort öfters schon Pflaumen direkt vom Baum gegessen. Wir sind auch reingelaufen in dieses Meer an Pflaumenbäumen :-) Dabei ist uns aufgefallen, dass dieser kleine Wald, wie es hier so üblich ist in Ungarn, als Müllhalde benutzt wird.
Sobald ein Platz abgelegen ist und etwas Schutz vor Blicken bietet, reisen Ungarn mit ihrem Müll an ;-)



Es ist aber nicht so, dass man hier Müll nicht entsorgen könnte. Es  gibt hier überall diese bunten Container, und auch Müllentsorgungshöfe gibt es.
Fährt man hier durch einen Wald, kommt man sich zuweilen vor, als würde man durch eine Mülldeponie fahren. Matratzen, Waschmaschinen, Kühlschränke, Reifen und auch Beutel voll Hausmüll findet man. Sehr beliebt ist das Wegwerfen von bunten Plastiktrinkflaschen in Wäldern ;-)

Die Natur ist dem gewöhnlichen Volk hier nichts wert. Sie setzen sich Rosenbüsche vom Baumarkt vors Haus, um sich zu präsentieren, aber schon im Haus und vor allem hinterm Haus lauert die Vermüllung.

Wir haben hier nun 3 Häuser gekauft, die wir renoviert und wieder verkauft haben. Jedes dieser Häuser war voller Müll. Vor allem die Grundstücke sind voller Plastikmüll und Metallschrott. Wir haben Anhängerweise Müll und Schrott weggebracht. Das ist hier so normal, dass der letzte Makler, mit dem wir gesprochen haben, zu uns gesagt hat, dass er ein Team hat, das die Häuser und Grundstücke entmüllt, wenn wir uns für ein Haus entscheiden. Wir sollen uns daran nicht stören, er übergibt uns alles "entmüllt". Oha! ...

Warum das hier überwiegend so ist?
Ich hatte ja nun schon 9 Jahre Zeit mir das Land und auch die Leute anzuschauen. Und ich hab da einige Gedanken dazu. Wenn wir hier auf die einheimische Landbevölkerung treffen, dann ist das Hauptthema wie man Alkohol billig selber herstellt, und welcher Alkohol am Besten ist. Das Brennen von Alkohol wurde übrigens letztes Jahr für Privathaushalte in Ungarn erlaubt, und ist sogar kostenlos, der Staat will keine Steuer dafür. Schon daran kann man sehen, wie wichtig Alkohol in diesem Land ist ;-)

Wenn man ins Haus eingeladen wird, wird sofort Alkohol angeboten, auch morgens um 10 Uhr wird die Schnapsflasche aus dem Kühlschrank geholt. Wenn man sagt, dass man gar keinen Alkohol trinkt, dann schauen sie wie begossene Pudel und fragen, ob man krank sei ;-)
Andererseits gibt es Programme von der Regierung, wo man sich melden kann, wenn man sich den Alkohol abgewöhnen will. Das Problem wurde teilweise schon erkannt  ;-)

In jedem Dorf gibt es einen "Italbolt", das ist ein Getränkeladen, wo man hauptsächlich Alkohol kaufen kann.

Nun denn, man sieht hier im Land an vielen, vielen Stellen, dass es schlicht an Bewusstsein fehlt. Die Kraft und Lebensenergie kann sich nicht genügend entfalten, und so resultieren lauter Handlungen, wo man nur da steht und mit dem Kopf schüttelt.

Der kleine Pflaumenwald wurde übrigens aufgrund des Mülls, der darin abgeladen wurde, nun umgesägt. Jetzt liegt da nur noch Müll. So wird hier gedacht!

Sie wollen vermeiden, dass weiter Müll abgeladen wird, und da die Pflaumenbäume Sichtschutz bieten, zerstören sie den Sichtschutz. Der Müll wird aber nicht weggeräumt. Solche Handlungen sind hier an der Tagesordnung, es fehlt einfach an Grips. Es wird nicht weitergedacht, die Überlegungen greifen immer nur sehr kurz. So sieht auch das ganze Land recht elend aus.

Das ist in den letzten Jahren deutlich besser geworden, da die vielen Ausländer, die hier herkommen, mit dieser heruntergekommenen Lebensart nicht einverstanden sind, und sich teilweise lautstark kundtun gegen die Vermüllung, und offensichtlich  falsches Handeln gegen Mensch und Natur.

Die Ungarn müssen, ob sie wollen oder nicht, wieder lernen in sauberen Häusern zu leben, und ein menschenwürdiges Leben zu leben. Mit dem wenigen Geld, das es hier im Land für die Menschen gibt, hat das nichts zu tun. Denn es ist eine Sache des Bewusstseins, ob ich meinen Müll ins Haus und in den Garten werfe, oder ob ich kostenlos entsorge.

Andererseits lernen die Ausländer hier mehr Gelassenheit von den Ungarn, das ist auch was wert :-) Von der Regierung geplagte und gestresste Deutsche, können hier entspannen, und mal Luft holen. Man wird nicht für jeden Mückenschiss gestraft und es ist auch nicht alles reguliert :-)

Man muss auch wissen, dass die Ungarn hier in einer Schamkultur aufwachsen und erzogen werden. Man sagt nichts wirklich direkt, weil man sich sofort für alles schämt. Fehler werden unter den Teppich gekehrt, man redet nicht drüber. Man tut so, als ob die Dinge einfach so passieren, man sagt nicht, dass man etwas falsch gemacht hat. Der Ungar schaut weg, oder gibt keine Antwort, das ist hier die Art. Oft wird auch "Ja" gesagt, und es werden Vereinbarungen gemacht, der Ungar hält sich aber nicht dran, oder taucht nicht auf.

Deutsche werden in der Schuldkultur aufgezogen. Das bedeutet, dass man für alles einzustehen hat. Jemand kann dir sagen, du bist an etwas schuld, und man hält das für legitim. Weil man eben so denkt, dass wenn man Mist abliefert, dass man dafür verantwortlich ist. Das ist hier in Ungarn nicht so. Wenn man in einem ungarischen Laden etwas kauft und es zurückbringt, weil es kaputt ist, dann kann man damit rechnen, dass man kein Geld zurück erhält, oder gar Ersatz bekommt. Denn der Ladner fühlt sich einfach nicht verantwortlich. Und es ist ihm auch egal, dass er dich als Kunde verliert. Das haben wir mehrfach erlebt. Nicht bei den landfremden Supermärkten wie Lidl, Tesco oder Penny.
Wir haben mal einer Marktfrau Kartoffeln zurückgebracht, eine ganze Kiste, weil die einfach kaputt waren. Sie hat nur mit den Schultern gezuckt. Es war ihr egal, dass wir jede Woche für viel Geld bei ihr einkauften, sie wollte uns nur noch loswerden, denn sie wollte für ihren Mist einfach nicht einstehen. Sie schaute uns an, als wären wir ihre Feinde. Ihre Mutter keifte uns sogar an, als sie merkte, dass wir so nicht mit uns umgehen lassen.

Also, den richtigen Umgang mit Kunden haben hier viele noch nicht verstanden. Es fehlt einfach der nötige Verstand. Wenn ein Kunde reklamiert, dann muss man entscheiden können, ob es rechtens ist, und nicht von vorne herein ablehnen. Die Marktfrau war sich nicht im mindesten bewusst, dass wir bei ihr nicht mehr einkaufen werden :-)
Wir waren ganz baff :-) :-) So haben sich Ladner in den 70ern in Deutschland verhalten .... ich kenne das noch ;-) Meine Mutter kaufte bei solchen Leuten strikt nicht mehr ein. Sie sagte diesen Ladnern immer, wissen Sie ich bin selber Geschäftsfrau, ich führe eine Gaststätte mit 500 Sitzplätzen, wenn ich mich so verhalten würde, dann hätte ich keine Gäste mehr, überlegen sie sich das mal.
Man kann sagen, dass Ungarn schon arg hinterher ist :-) ;-) Alkohol blockiert einfach die höheren Denkebenen.



Dieses Buch "Ein Ungar kommt selten allein" habe ich vor Jahren gelesen :-) Und es brachte mich sehr oft zum Lachen. Der Autor ist Ungar, lebte aber in Österreich und beherrschte die deutsche Sprache ebenso gut wie die eigene. Er beschreibt die Ungarn, genauso wie sie sind :-) ;-) Anerkennungsbedürftig, hinterlistig aber doch hilfsbereit :-) Sie wollen überall mit vorne dabei sein, aber sie wollen nicht wirklich was leisten ;-)
Er sagt: "Der Ungar hält dir zwar die Tür auf, ist aber vor dir im Zimmer"
Wer also etwas blauäugig nach Ungarn kommt und auf die gespielte Herzlichkeit reinfällt, der hat bald sein Geld und Anderes los, und weis garnicht warum ;-) :-)

Das Buch gab es lange nur noch gebraucht. Ich habs mal für 80 Cent gekauft. Jetzt wurde es aufgrund der Position, die Ungarn nun in Europa einnimmt, wieder neu aufgelegt. Ungarn ist ja nun sozusagen der Fluchtort für Menschen aus reichen Ländern. Für Flüchtlinge vor den Flüchtlingen, wenn man so will.
Die Ungarn mögen das Buch übrigens nicht, sie sagen gleich, dass sie den Autor nicht kennen, wenn man sie darauf anspricht .... ;-) Klar, will man den, der die unangenehme Wahrheit ausspricht, nicht kennen ;-) ... sofern sie unangenehm ist. 


                                         Euer ERFRIBENDER

 



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