Mittwoch, 8. Dezember 2021

Gedanken zur Nacht

 Gedanken zur Nacht


Hinz, [08.12.2021 14:55]

[Weitergeleitet aus Gedanken zur Nacht]





„Erfolg“


Es ist nahezu unmöglich seinen Blick von der aktuellen, sich an Dramatik und an Absurdität zuspitzenden, aber auch von einer sich zunehmend  bedrohlicher zu gestaltendenden Entwicklung der Ereignisse abwenden zu können. Nahezu unmöglich, in die aktuell beherrschenden Gesprächsthemen nicht verwickelt zu werden, sind immer wieder, meist mit einem von Verzweiflung angehauchtem Unterton, die Fragen zu vernehmen: weshalb ist mein Handeln nicht von Erfolg gekrönt? Weshalb hat mein Widerstand, haben meine Maßnahmen, entweder für oder gegen etwas, nicht den gewünschten Erfolg? Und; weshalb bleiben die meisten Bemühungen, welche es auch immer sein mögen, in den allermeisten Fällen ohne Erfolg?

 

Mit dem Unterton einer Resignation vorgetragen, lassen diese Fragen nur einen Schluß zu; entweder man verwendete die falschen Mittel oder Argumentationen, oder allen Bemühungen fehlte ein entscheidender Zusatz. Diesen alles entscheidende Zusatz könnte man ehrlicherweise in zwei Ebenen aufteilen, man könnte ihn gar als den Stolperstein schlechthin bezeichnen, besieht man sich das Wort  ̗Erfolg´ genauer. Ebene eins: Erfolg erfolgt immer, liegt der Sinn im Begriff selbst, bezeichnet es jedoch nicht die Qualität des Erfolges. Alles was nach einer Handlung, Bemühung oder Anstrengung, nach einer getanen Arbeit als ein Ergebnis auszumachen ist, ist ein Erfolg. Selbst ein Scheitern, eine Niederlage ist ein Erfolg, nur eben nicht jener gewünschte Erfolg, den sich so mancher zu wünschen wagte. Erfuhr der Erfolg in der allgemeinen Wahrnehmung eine positive Bewertung und erschuf man eigens als ein Pendant  dafür - den Misserfolg, so bleiben beide Wörter in der Endkonsequenz doch ein und das Selbe – das, was nachfolgt.

 

Als Schlüsselwort gefallen, richte man seinen Blick auf die lateinische Übersetzung zu Erfolg, so landet man unweigerlich bei der Konsequenz, deren Ursprung auf die lateinische Sprache zurückzuführen ist und eben nichts anderes bedeutet, als die Folge von einem Ereignis. Konsequenz: cōnsequentia: lat.  ‘Folge’, cōnsequēns: lat. ‘in richtiger Folge stehend, folgerecht, vernunftgemäß’. Sowohl beim lateinischen Original, als auch der deutschen Variante, findet sich keine positive, als auch keine negative Form – bleibt sowohl die Konsequenz, als auch der Erfolg ein wertefreier Begriff und bezeichnet somit nichts anderes als ein Ergebnis. Doch halt: zurück zu den eingangs erwähnten Fragen und einen weiteren Blick auf die wahre Bedeutung des Wortes Konsequenz gerichtet, offenbart die zweite Ebene, weshalb so viele Menschen mit dem zu scheitern scheinen, was gerade in diesen Zeiten, als die notwendigen Maßnahmen gegen die drohenden Nachteile oder Schäden gegen Leib, Gesundheit oder Hab und Gut, angestrebt werden müssen.

 

In älteren Nachschlagewerken findet sich noch eine Beschreibung des Adjektivs „konsequent“, welche den Blick zu erhellen, durchaus Beachtung finden sollte. Konsequent; unbeirrbar, fest entschlossen, beharrlich, immer, jedes Mal, so die Beschreibung jener Bedeutung dieses - man möchte schon versucht sein zu sagen – „Zauberwortes“, das über Erfolg und Misserfolg entscheiden kann. Weshalb nun diese lange Einleitung zu nur einem Wort, wenn doch der Gebrauch und dessen Bedeutung jeden geläufig sein dürfte? Gegenfrage: sind Gebrauch und Bedeutung jeden geläufig? Nun; wenn dem so wäre, dann gäbe es vermutlich weit weniger an Misserfolgen als es zurzeit den Anschein besitzt.

 

 

In der aktuellen Zeit stehen sich zwei grundsätzlich gegeneinander agierende Fronten gegenüber. Um es vereinfacht auszudrücken, steht ein großer Teil des Volkes gegen die Regierung und ein Teil des Volkes gegen einen anderen Teil des Volkes, der an dieser Stelle jedoch keine große Bedeutung erfahren soll. Zwei Jahre einer Agenda, die wie es scheint, noch immer ihre Erfolge verzeichnen kann und zwei Jahre eines mehr oder minder erfolgreichen Widerstandes dagegen, haben die einen (noch) frohlocken lassen und die anderen an den Rand der Verzweiflung gebracht. Weshalb, so die durchaus berechtigte Frage, sind die Maßnahmen seitens der Regierung nach wie vor in ihrer Wirkung  so enorm erfolgreich und weshalb scheitern immer noch sehr viele Menschen in ihrem Widerstand?

 

„Konsequenz“ und „Inkonsequenz“, die beiden Worte als Zünglein an der Waage, entscheidet meist  eines der Worte über Erfolg und Misserfolg. Mit aller Konsequenz, unerbittlich, beharrlich und stetig, wird eine Maßnahme nach der anderen durch Reihen der Menschen gepeitscht. Unaufhaltsam verfolgen die Akteure ihr Ziel und lassen sich von nichts und niemanden von ihrem Ziel abbringen.

Dem gegenüber stehen Menschen, die freilich an ihre alltäglichen Sorgen und Nöte gebunden, nur temporär gegen dies oder jenes zu Felde ziehen können oder wollen. Mehr noch als ein konsequentes Verfolgen des physischen Widerstandes, beginnen nicht wenige Menschen mit einem inneren Umbau und hinterfragen mehr und mehr ihr eigenes Handeln. Zunehmend werden alte Glaubenssätze, Überzeugungen und Narrative hinterfragt und wenn nötig auch beiseite geräumt. Jedoch, und das ist immer noch deutlich zu spüren, tun sich sehr viele Menschen schwer damit, ihr Umdenken in einer Konsequenz voranzutreiben, die letzten Endes dann auch zu dem gewünschten Erfolg führen kann.

 

Sind es nur wenige, die die Massen beherrschen, handeln diese jedoch mit einer strengen Konsequenz zielgerichtet ihre Agenda ab, begegnen dem die meisten Menschen mit einem eher inkonsequenten Handeln und scheitern meist schon nach nur wenigen Versuchen. Es reicht eben nicht, nur hier und da ein wenig zu meckern, ab und an zu protestieren oder den ein oder anderen Beschwerdebrief zu schreiben, es reicht nicht, sein Leben nur an einigen Stellen umzugestalten und es reicht nicht, das eine haben, aber das andere nicht loslassen zu wollen. In der wahren Bedeutung des Substantives „Konsequenz“, vor allem aber im Adjektiv „konsequent“, liegt der Schlüssel zum gewünschten Erfolg verborgen. „Beharrlichkeit zahlt sich aus“, besagt ein altes Sprichwort, wissen diejenigen ihre Ziele zu erreichen, die unerbittlich ihrem Willen folgen und scheitern meist diejenigen, die ohne Ausdauer und nur mit halber Kraft an die Dinge herangehen, die als die Herausforderungen, gerade in diesen Tagen, einem vom Schicksal vor die Füße geworfen worden sind.

 

Erfolg ist mitnichten ein Prädikat des Könnens allein, Erfolg mißt sich nicht ausschließlich an Schläue und Gerissenheit – bedarf es hin und wieder der Ausdauer und Beharrlichkeit, vorallem aber dem Willen dazu, die Dinge dorthin zu drücken, wohin man sie haben will.

 

Herzlichst Ingo

 

                           Euer ERFRIBENDER

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